Digital zusammen!

Aufzüge, Rampen, abgesenkte Bordsteinkanten: So kommen Menschen überall hin, ob im Rollstuhl oder mit Koffer oder Kinderwagen. Aber was ist eigentlich mit Texten, Bildern und Videos im Netz? Kann die jede*r lesen, sehen und hören? Auch die digitale Umwelt muss barrierefrei gestaltet sein, damit alle dabei sein können. Was jede*r selbst dazu beitragen kann, lernt man hier.

Aufzugbeschriftung "Tür auf" auch in Brailleschrift

Soziales Modell von Behinderung & Aktivismus

Was meinen wir, wenn wir von Inklusion reden? Am Anfang des Wegs hin zu einer inklusiven Praxis steht eine veränderte Sicht auf Behinderung, die auch als „Soziales Modell von Behinderung“ bezeichnet wird: „Behinderung“ ist demnach nicht die Tatsache, dass jemand nicht laufen, hören oder sehen kann. Sondern: 

  • Eine Behinderung entsteht dadurch, dass es keine stufenlosen Eingänge und keine Aufzüge gibt (oder diese defekt sind und lange nicht repariert werden): So kommen Menschen im Rollstuhl nicht überall hin und rein. 
  • Eine Behinderung entsteht dadurch, dass es für gehörlose Menschen keine Gebärdensprachdolmetscher gibt, so dass sie nicht an Veranstaltungen teilnehmen können. 
  • Eine Behinderung entsteht dadurch, dass Internetseiten Barrieren haben, weil man beim Programmieren nicht daran denkt, die Webseite so zu gestalten, dass blinde Menschen sie sich anhören oder über eine Braille-Zeile ertasten können.

Inklusion bedeutet demnach: Verschiedene Bedürfnisse von Anfang an mitdenken und unterschiedliche Zugänge anbieten. 

Keine Theorie ohne Praxis – und ohne Protest keine neuen Rechte! Vor dem Hintergrund des veränderten Blicks auf Behinderung – und im Kontext mit anderen Protestbewegungen – entstand in den 1970er Jahren die erste Behindertenrechtsbewegung, die gegen Bevormundung und für Selbstbestimmung und Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen kämpfte. Soziale Medien bieten den Erben der ersten Behindertenrechtsbewegung Plattformen, sich zu vernetzen – und wahrgenommen zu werden! Ein Beispiel dafür war der Protest gegen das sogenannte Teilhabegesetz 2016, der in allen Mainstreammedien aufgegriffen wurde und zu Gesetzesanpassungen führte.

Inklusive Jugendgruppe, alle klatschen, darunter eine Jugendliche mit Down Syndrom

Behinderung in den Medien & Was “darf” man denn überhaupt sagen?

Eine Frage, die uns in unseren Workshops immer wieder begegnet, ist: Darf ich „behindert“ überhaupt sagen – oder ist das nicht ein Schimpfwort? Im Zweifel: Fragen Sie die betreffenden Personen einfach selbst und respektieren Sie die gewünschte Selbstbezeichnung. Einige bevorzugen die Bezeichnung „Mensch mit Behinderung“ – um damit zum Ausdruck zu bringen, dass der Mensch im Vordergrund steht und „Behinderung“ nur eine Eigenschaft unter vielen anderen ist. Andere bevorzugen die Bezeichnung „behinderter Mensch“ – sie begreifen ihre Behinderung als identitätsstiftendes Merkmal. Über eigene Unsicherheiten offen zu kommunizieren, ist schon der erste Schritt hin zu einem Austausch auf Augenhöhe. 

  • Über das Thema „Behinderung in den Medien“ und was man überhaupt sagen „darf“ informiert das Projekt Leidmedien der Sozialhelden e. V.

Bei der Darstellung und Wahrnehmung von Behinderung spielen nicht nur Worte, sondern auch Bilder eine große Rolle. Ein leerer Rollstuhl, der – aus der Froschperspektive aufgenommen – bedrohlich im Vordergrund in einen leeren Schulflur ragt, ist vielleicht kein geeignetes Motiv, um das Thema „Inklusion in der Schule“ positiv zu bebildern (sondern sagt eher das Gegenteil). Menschen mit Behinderung wünschen sich eine alltagsnahe Darstellung, die das Leben mit Behinderung in der gesamten Vielfalt abbildet – im Beruf, auf Reisen, beim Sport, mit der Familie.

  • Gutes Bildmaterial gibt es in der Gesellschaftsbilder-Datenbank (kostenfrei mit Fotografennennung für nicht nicht-gewinnorientierte Zwecke, lässt sich auch gut in Projekten einsetzen, um über die Darstellung von Behinderung zu diskutieren, ein Angebot von Sozialhelden e.V.)